Wir freuen uns sehr, dass der überregional bekannte NABU-Ornithologe Dr. Stefan Bosch unserer Einladung gefolgt ist und im KOMM-IN seinen bemerkenswerten Vortrag „Vogelkollisionen an Glasflächen erkennen und vermeiden“ gehalten hat. Und was wir hier erfahren haben, macht betroffen. In Deutschland sterben jedes Jahr über 100 Millionen Vögel durch den Aufprall auf Glasflächen. Das sind mehr als 5 Prozent aller Vogelindividuen in Deutschland. Das Problem ist aller Orten existent. Auch hier bei uns in Sternenfels.
Glasflächen sind als Fenster und ästhetisches Gestaltungsmittel an Gebäuden und sonstigen Bauwerken allgegenwärtig. Und jedes Jahr kommen große Mengen an Glas hinzu. An mögliche Vogelkollisionen denkt in der Planung und Ausführung jedoch kaum jemand. Dabei sollte vor dem Hintergrund dieses großen Problems der Vogelschutz so selbstverständlich mit geplant werden wie der Brandschutz, Lärmschutz, Kälte- und Wärmeschutz. Ob das eigene Gebäude von diesem Problem betroffen ist, erkennt man entweder direkt an toten Vögeln vor den Glasflächen oder an Aufprallspuren, wie Federanheftungen oder Puderabdrücken des Gefieders.
Die Forschung zur Thematik hat in den letzten Jahren große Fortschritte gemacht und „glasklar“ ist mittlerweile, was wirklich gegen diesen Vogeltod hilft und was nicht. Ungeeignet weil wirkungslos sind die bekannten Greifvogelsilhouetten. Auch reflexionsarmes Glas, UV-Markierungen (Sticker, BirdPen), Laserlinien, Teilmarkierungen und geneigte Glasflächen helfen nicht, genauso wenig wie selten geputzte Scheiben, Sonnenschutzfolien, getöntes/farbiges Glas und Außen- oder Innenjalousien – denn Jalousien decken i. d. R. nicht dauerhaft Glasflächen ab. Was sehr gut hilft, und im Rahmen einer Nachrüstung angebracht werden kann, sind kleine UV-beständige Punkte. Diese werden flächig in einem Abstandsraster von 9 cm außen auf den Glasflächen aufgeklebt. Diese Methode kann man sich z. B. am Gebäude des Naturparkzentrums in Zaberfeld ansehen – optisch ansprechend und bezüglich des Ausblicks nicht wirklich störend. Auch interessant zu erfahren war, dass die verglasten Bushaltestellen in Oberderdingen aufgrund des Vogelkollisionsproblems flächig ansprechend mit dem Stadtlogo versehen wurden. Und auch für die Fensterscheiben in der Hecke des Freibads (Filplebad) fand man eine gute Lösung. Und so bleibt die Hoffnung, dass dieses Problem und die wirksamen Lösungsmöglichkeiten stärker wahrgenommen werden als bisher. Denn Artenschutz ist ein großes Puzzle und so ist auch das Thema der Vermeidung von Vogelkollisionen an Glasflächen ein wichtiges Puzzleteil zum Erhalt der biologischen Vielfalt, ohne die wir Menschen letztlich nicht überlebensfähig sind.
Konkrete Tipps gegen Vogelschlag gibt es auf den Internetseiten des NABU.
Herzlichen Dank an alle Besucher des Vortrags und an unseren Referenten Dr. Stefan Bosch.
Schreibe einen Kommentar
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.